Henfenfeld

Vorhang auf für Oper und Operette

Mit dem Konzert „Vorhang auf“ eröffnete die Opernakademie auf Schloss Henfenfeld die 15. Spielsaison. Ein buntes Programm, von der Oper bis zur Operette präsentierten neun Sängerinnen und zwei Tenöre. Schlossherrin Denette Whitter stellte die Künstler und Werke vor und begleitete am Flügel.

Mit „Je veux vivre“ aus Gounods „Roméo et Juliette“ eröffnete die Chinesin Leiqiao Li das Konzert. Ihr strahlender Sopran ließ schnell das widrige Winterwetter vergessen.

George Bizets letzte Oper „Carmen“ war anfangs – man glaubt es kaum – ein Flop. Eine sterbende Hauptdarstellerin kam seinerzeit beim Publikum nicht an. Im Gegensatz dazu stand der Auftritt von Alina Dragnea, die barfüßig(!) Don José mit der „Seguidilla“ umgarnt. Diese Rolle verkörperte Tenor Yichi Xu, der sie letztlich von den Fesseln befreit. Ebenfalls in die Rolle Don Josés schlüpfte Tenor Robert Kühn, der bei „La fleur que tu m’avais jetée“ mit kraftvollem schmachtenden Gesang seine Liebe zu Carmen bekennt. Als Micaëla überbrachte die brasilianische Sopranistin Nadia Zanotello mit viel Ausdruck die Nachricht über Don Josés sterbende Mutter.

Einen feurigen Vortrag zeigte die Südkoreanerin Yeeun Kim bei „Stride la vampa“ aus Verdis „Il trovatore“ als sie in die Rolle einer Zigeunerin schlüpfte.

Fast schon pikant war „Non Monsieur mon mari“ von Francis Poulenc, als die japanische Sopranistin die Brüste Tiresias in Szene setzte. Mit resolutem Gesang und reichlich koketter Darstellung beeindruckte sie die Zuhörer.

Zwei sehr bekannte Werke sang die Sopranistin Isa Siebert. Herrlich war ihr „O mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianna Schicchi“. Ihr in tschechischer Sprache gesungenes „Lied an den Mond“ aus Antonìn Dvoraks „Rusalka“ war ein wahrlicher Ohrenschmaus.

Mit „Sí, mi chiamano Mimi“ aus Puccinis „La Boheme“ brachte Ann-Kathrin Meyler mit ihrem warmen und flexiblen Sopran ein besonderes Flair in den Saal.

Für die Arie „O pallida, che un giorno“ aus der Oper „L’amico Fritz“ von Pietro Mascagni schlüpfte die rumänische Mezzosopranistin Alina Dragnea in eine Hosenrolle. Als Zigeuner Beppe zeigte sie sich stimmgewaltig mit vorzüglicher Gestik.

Nach der Pause gab es im Programm „leichtere Kost“. Als Illia, die Prinzessin von Troja, zeigte sich die Japanerin Junko Abe. Wunderschön war ihr „Zeffiretti lusinghieri“ aus Mozarts „Idomeneo“.

Fast Heimvorteil hatte die Nürnbergerin Alina Rannenberg, als sie in die Rolle der Agathe schlüpfte. Ausdrucksvoll und fein artikuliert waren die bösen Vorahnungen bei „Einst träumte meiner sel’gen Base“ aus dem „Freischütz von Carl Maria von Weber. Als zum Schluss Yichi Lu „Lose, muntre Lieder“ aus Paul Linckes „Frau Luna“ vortrug, musste er sich vor den Frauen in Acht nehmen, die ihn massiv Schläge androhten. Mit tosendem Beifall für alle Akteure fand ein gelungener Saisonauftakt sein Ende.

Johann Dechant

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