Henfenfeld

CSU/FWG Henfenfeld besuchte Hersbrucker Kläranlage

HENFENFELD – Das anrüchige Klischee einer Kläranlage trifft nicht zu. Dies stellte die Besuchergruppe der CSU/FWG Henfenfeld schnell fest. Der Abwassermeister Bernd Haas führte die Gruppe durch „seine Kläranlage“.

Eine besondere „Werksbesichtigung“ hatte Henfenfelds Bürgermeister Markus Gleißenberg organisiert. Das Ziel war sprichwörtlich nahe liegend, die Hersbrucker Kläranlage. Seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ist diese in Betrieb, war anfänglich für Hersbruck und Henfenfeld gedacht. Nach und nach kamen weitere Gemeinden hinzu, nicht zuletzt aus Kostengründen entschied man sich für eine zentrale Abwasserreinigung. „Viel sieht man nicht“ stellte Abwassermeister Bernd Haas fest, denn das riesige Kanalnetz verläuft unterirdisch. Seit 30 Jahren lebt und arbeitet er „in seiner Kläranlage“, wie er sie liebevoll bezeichnet.

Den Henfenfeldern Besuchern erklärte er die Wichtigkeit eines intakten Kanalnetzes, denn Leckstellen hätten schwerwiegende Folgen für die Umwelt. In der Kläranlage wird das Abwasser biologisch gereinigt, gutartige Bakterien sind im Einsatz. Deren Masse beträgt stattliche 27 Tonnen. Der Abwassermeister informierte die Gruppe darüber, dass der Einsatz von chemischen Desinfektionsmitteln, die ins Klo oder den Abfluss geschüttet werden, schädlich für die Bakterien in der Anlage sei. Denn Sagrotan und derartige Flüssigkeiten gegen Bakterien machen keinen Unterschied zwischen den Guten und Schlechten. Sein Tipp: Wenn schon, dann besser Mittel verwenden, die rein biologisch sind. Eine optimale Lösung seien ohnehin getrennte Kanäle für Schmutz- und Oberflächenwasser. Beeindruckend ist die Menge, die innerhalb eines Jahres in der Hersbrucker Anlage verarbeitet wird: Zwei Millionen Kubikmeter Schmutzwasser kommen hier an. Als Vergleich nannte Haas den Happurger Stausee, der nicht einmal das doppelte Volumen hat.

Die Anlage ist zurzeit für rund 36000 Einwohner ausgelegt, Reserven sind ausreichend vorhanden. Beim Rundgang durch die Anlage nannte der Abwassermeister weitere beeindruckende Zahlen: 220 Liter Abwasser kommen pro Sekunde an, das ergibt eine Tagesmenge von 18000 Tonnen täglich. Henfenfeld hat dabei ein Kontingent von 16,7 Liter pro Sekunde, die Regulierung erfolgt durch das Rückhaltebecken nördlich der Bahnlinie. Die Besucher wollten wissen, ob es nicht von Ratten wimmele im unterirdischen Netz. Dazu erfuhren sie, dass 2018 das trockenste Jahr aller Zeiten gewesen sei. Dabei wird das Kanalnetz zur „Steppe“. Ratten finden dann reichlich Nahrung, da diese nicht regelmäßig weggespült wird.

Vorbei am Rechen der Anlage, in dem Fremdkörper aussortiert werden, ging es zum Becken mit der Sand- und Fettfanganlage. Dort sinkt der Sand zum Boden, jährlich 75 Tonnen und wird ortsnah entsorgt. Das Fett schwimmt oben und wird abgeschöpft. Die Fäkalien landen schließlich im Vorklärbecken, wo die bereits erwähnten Bakterien zum Einsatz kommen und auch Nitrate abbauen. Haas erklärte, dass die Bakterien eine normale Lebensdauer von 15 Tagen haben. Regelmäßig wird untersucht, ob sich darunter auch schädliche befinden. Nach dem Gang zum „Belebungsbecken“ wurde der technische Bereich besichtigt. Hier erfuhren die Gäste, dass für die Reinigung des Wassers pro Jahr und Einwohner 27 Kilowattstunden Strom notwendig sind, wobei die Anlage davon selbst 60 Prozent produziert. Sehr interessant ist auch die EDV-Anlage, mittels Elektronik werden die Pumpstationen in den beteiligten Gemeinden nicht nur kontrolliert, sondern können auch gezielt zu- und ausgeschalten werden. Die Henfenfelder Besucher waren tief beeindruckt von der komplexen Einrichtung, in der sechs Personen beschäftigt sind. Ein Problem gibt es aber auch in dieser Anlage: Es mangelt an Nachwuchs erklärte Haas, denn „jeder will ins Büro“. Obwohl es keine allzu schweren körperlichen Arbeiten mehr gibt, bleiben Fachkräfte für Abwassertechnik eine Mangelware.

Bürgermeister Markus Gleißenberg dankte abschließend für die ausführlichen Einblicke, damit habe man nun die Einrichtung nicht nur gesehen, sondern könne sie nun auch verstehen.

Johann Dechant

Die Besuchergruppe im Untersuchungszimmer mit Abwassermeister Bernd Haas (3. v.r.) und Bürgermeister Markus Gleißenberg (2. v.r.)
Die Besuchergruppe besichtigt den „Rechen“, Abwassermeister Bernd Haas (links) gab dazu viele Informationen, 5. v.l. Bürgermeister Markus Gleißenberg.
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