Henfenfeld

Konzert „Vorhang auf“ erwies sich als Publikumsmagnet

Das Publikum sehnt sich nach Musik. Dies konnte man im Henfenfelder Schlosshof sehen, dessen Corona-bedingte Sitzplatzkapazität schnell ausgeschöpft war. Schlossherrin Denette Whitter präsentierte mit internationalen Künstlern ein vielseitiges Programm. Deren Wunsch „Vorhang auf!“ ging damit in Erfüllung.

Es war schon fast frivol, was die Sopranistin Lin Wang eingangs sang. In der Rolle der Despina aus Mozarts „Cosi fan tutte“ forderte sie auf, Liebe und Treue nicht so wichtig zu nehmen. Dem Publikum gefiel das anmutig vorgetragene „Una donna a quindici anni“ dennoch. Als Debütant kam Lukas Amberger ins Schloss, um den rächenden Don Ottavio darzustellen. Bei „Il mio tesoro“ aus „Don Giovanni“ zeigte er seinen variablen Tenor.

Lena Zeizel bereitet sich derzeit auf ihre Hochschulprüfung vor. Ihr Beitrag zum Konzert war quasi die „Generalprobe“. Sehr vielseitig war ihr Mezzosopran, bei Werken von Händel über Mendelssohn-Bartholdy, Brahms und Massenet. Feurigen Gesang bot sie bei der Hommage an Madrid von Pauline Viardot, für den es Bravo-Rufe gab.

Kurt Weill musste wegen seiner jüdischen Herkunft über Frankreich in die Vereinigten Staaten emigrieren. In „Youkali“ schildert er ein Fantasieland, in dem alles bestens bestellt ist. Die Sopranistin Johanna Zimmermann stellte den Rhythmus im Tango Habanera Stil fulminant vor, ihr Gesang ging regelrecht unter die Haut.

Manon, nach der gleichnamigen Oper von Jules Massenet, hat ein Faible für die schönen Dinge des Lebens, zudem will sie auch ein gefeierter Star sein. Die junge chinesische Sopranistin Jingyi Wang stellte dies überzeugend bei „Adieu, notre petite table“ mit frischem Gesang in Szene.

Eine musikalische Rarität ist Massenets „Don Quichotte“. Der australische Bariton James Young schlüpfte in die Rolle des Sancho Panza der seinen Herrn verteidigt. Bei „Riez, allez, riez du pauvre idéologue“ hallten heroische Klänge in den Schlosshof, sehr ausdrucksvoll war auch das Schauspiel.

Premiere im Schloss hatte auch Verdis „Aida“. Gloriela Villalobos sang die Arie der Aida „Ritorna vincitor“ mit viel Leidenschaft. Die Sopranistin aus Costa Rica zeigte auch die Zarzuela „De España vengo“. Anmutig stellte sie virtuos das Stück in ihrer Muttersprache dar – ein Höhepunkt des Nachmittags.

In nur drei Monaten (Zwangs-) Aufenthalt auf Schloss Henfenfeld lernte Lin Wang Deutsch. Das sie dies auch gut versteht, war im Lied „Benjamin, ich hab‘ nichts anzuzieh’n“ zu hören. Hier schmunzelten vor allem die Damen im Publikum, während den Herren die Vorstellung gefiel, dass sie im Negligé außer Haus gehen wollte.

James Young brachte den unvergessenen Frank Sinatra in Erinnerung, als er „My Way“ sang und voll den Nerv des Publikums traf.

Mit minutenlangem Beifall und Rosen für die Akteure endete ein Konzert, bei dem sich Denette Whitter wiederum als exzellente Pianistin erwies.

Johann Dechant

Foto: J. Dechant

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