Henfenfeld

Klavierkonzert für vier Hände auf Schloss Henfenfeld

Vier Hände sind besser als zwei – diese Feststellung trifft nicht nur auf das Handwerk zu, auch beim Klavierspiel ist es Brauch. Während die Zuhörer im Roten Saal des Henfenfelder Schlosses Abstand halten mussten, rückten Denette Whitter und ihre Kollegin Anna Balint am Flügel eng zusammen.

Die Leiterin der Opernakademie erklärte, worauf es beim vierhändigen Klavierspiel ankommt, unter anderem auch, dass wer „unten“ spielt, auch für die Pedale zuständig ist.

Beim Stöbern in ihrer Notenkiste kam das wohl bekannteste Werk von Wolfgang Amadeus Mozart zum Vorschein: Die berühmte Serenade „Eine kleine Nachtmusik“. Eigentlich für ein Streichensemble gedacht, spielten nun zwei Pianistinnen die vier Sätze Allegro, Romanze, Menuetto und Rondo. Dem Publikum wurde ein perfektes Zusammenspiel offenbar, auch optisch war es ein Genuss.

Ein berühmter Zeitgenosse Mozarts war Ludwig van Beethoven, der vor genau 250 Jahren geboren wurde. Als Hommage an das Jubiläumsjahr standen Werke von ihm auf dem Programm. Ein „Pflichtprogramm“ für die Wiener Komponisten waren Stücke mit Variationen. Whitter und Balint präsentierten die sechs Abwandlungen zu „Ich denke dein“, ein deutlicher Kontrast zur Musik Mozarts.

In Wien war damals „türkisch“ eine Modeerscheinung, trotz mehrmaliger Belagerung. Schließlich brachten sie mit ihrem Kaffee ein Getränk in die Donaumetropole, dass heute als typisch für die Stadt gilt. So komponierte auch Beethoven einen „Türkischen Marsch“, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde.

Für deutsche Komponisten war Wien ein Zentrum, für die russischen Zeitgenossen war es St. Petersburg. Dort wirkte unter anderem der Komponist, Dirigent und Pianist Anton Rubinstein. Passend zur derzeitigen Maskenpflicht hatte sich Denette Whitter dessen „Kostümball“ ausgesucht. 20 verschiedene Sätze umfasst das Werk, bei dessen unterschiedlichen Tonarten alle 88 Tasten des Flügels bespielt wurden. Whitter stellte dies als große Seltenheit heraus. Für die einzelnen Sätze hatte sie auch passende Accessoires besorgt, die auf eine Bank drapiert wurden. Die Musik selbst war äußerst vielseitig, wechselte von gediegenen Weisen auch in schrillere Klänge. Rubinstein wusste gekonnt, wie man neapolitanische Fischer oder spanische Toreros in Noten umsetzt. Für Balint und Whitter war das Werk eine echte Herausforderung, die mit zahlreichen Übergriffen gespickt war. Von der virtuosen Darbietung war das Publikum begeistert. Für das Konzert gab es langen Beifall der mit einer berühmten Zugabe endete: Das „Rondo alla turca“, der „Türkische Marsch“ von Mozart setzte einen würdigen Schlusspunkt.

Johann Dechant

Bild: Denette Whitter und Anna Balint hinter den Accessoires zum Kostümball.

Foto: J. Dechant

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