Henfenfeld

Sitzung des Gemeinderates: Dunkle Wolken über dem Kindergartenhimmel

HENFENFELD – Es sollte „nur“ eine Information des Diakonievereins über den Stand der Kinderbetreuung sein. Doch dann kündigte Pfarrerin Kathrin Klinger, die Vorsitzende des Diakonievereins an, dass dieser in zwei Jahren nicht mehr die Trägerschaft des Kindergartens übernehmen kann. Platzmangel in der Einrichtung zeichnet sich schon jetzt deutlich ab.

Die Mai-Sitzung des Henfenfelder Gemeinderates eröffnete Bürgermeister Markus Gleißenberg mit einem Lob an das Kindergartenteam und dem Diakonieverein. Im Vorgriff auf die Tagesordnung erklärte er, dass die Plätze im Kindergartenbereich knapp sind, trotz der Verlagerung des Kinderhortes. Maximal zwei Jahre sind überbrückbar, dann muss eine deutliche Veränderung eintreten – es wird mehr Platz gebraucht.

Eine Information seitens des Diakonievereins über den aktuellen Stand der Kinderbetreuung in Henfenfeld gab Pfarrerin Kathrin Klinger, zugleich Vorsitzende des Diakonievereins.

Sie stellte eingangs fest, dass ein regelrechter Babyboom und starke Zuzüge die schon angespannte Belegung der Kindergärten regelrecht gekippt haben. Im Krippenbereich sind derzeit 27 Kleinkinder untergebracht, davon eines mit Förderbedarf. Somit ist die Krippe jetzt schon voll. Es ist zudem bekannt, dass im März nächsten Jahres vier weitere Kinder unterkommen müssen, wogegen es nur zwei Abgänge gibt, dann reicht die Kapazität nicht mehr aus.

Im Bereich des Kindergartens ist die Lage derzeit noch nicht akut. In drei Gruppen gibt es 75 Plätze, davon werden 66 im September belegt sein. Klinger nannte den Vorlauf durch die Eltern ein Problem, die oft kurzfristig anmelden. Der Diakonieverein als Träger müsse dann den Personalbedarf anpassen und dieses koste wiederum Geld.

Als im Herbst letzten Jahres der Kinderhort in die Schule verlegt wurde, hatte Klinger damals darauf hingewiesen, dass dies nicht der letzte Schritt gewesen ist. 50 Plätze stehen im Hort zur Verfügung, im September 2022 werden, nach heutigem Stand 52 gebraucht, nur Henfenfelder Kinder, somit ist die Zahl überschritten. Klinger nannte als Problem den Essensraum, der nur rund 20 Plätze hat. Somit müsse in drei Schichten gegessen werden, was wiederum erhöhten Personalaufwand mit sich bringt. Das Hortproblem ist mit den Jahren ständig gewachsen, denn früher nutzten rund 70 Prozent der Schulkinder die Einrichtung, mittlerweile sind es fast alle.

Bürgermeister Gleißenberg erklärte, dass es einen Rechtsanspruch auf diese Plätze gäbe, bisher nur bei Krippe und Kindergarten. Ab 2026 soll es diesen auch für den Hort geben, zuerst nur für die Erstklässler, danach steigt dieser jedes Jahr um eine weitere Klasse bis 2029. Klinger sieht eine weitere Steigerung bei den Kinderzahlen, diese ist mit hohen Personalkosten verbunden. Bedingt durch drei Standorte sind dreifache Früh- und Spätdienste erforderlich. Wo früher nur wenig Betreuende notwendig waren, ist dies nun ein enormer Aufwand. Derzeit gibt es ein Defizit von über 50000 Euro beim Diakonieverein, dieses kann auf Dauer nicht getragen werden. Sie forderte eine andere Aufteilung der Kosten, Kommune und Eltern müssen mehr beteiligt werden. Die Vorsitzende erläuterte, dass aus versicherungstechnischen Gründen keine Kraft allein arbeiten dürfe. All dies ist Ausschlag dafür, dass der Diakonieverein eine vorsorgliche Kündigung der Trägerschaft bis Ende August 2024 in Erwägung zieht.

Aus landeskirchlicher Sicht sollten die Pfarrer nicht kommunale Aufgaben übernehmen, sondern nur unterstützend mitwirken. Dies trifft hier besonders zu, da „ehrenamtlich“ viel Arbeit gestemmt werden muss. Eine kirchliche Umstrukturierung im Hammerbachtal steht zudem bevor, deshalb sieht sich die Pfarrerin gezwungen 2024 das Amt der Vorsitzenden abzugeben. Dann müsse eine professionelle Stelle die Trägerschaft übernehmen.

Bürgermeister Markus Gleißenberg dankte der Pfarrerin „für ihre ehrlichen Worte“. Nun kämen auf die Gemeinde gewaltige Hausaufgaben zu. Gemeinderätin Anette Gundelach, die zugleich 2. Vorsitzende im Diakonieverein ist, erklärte, dass eine aktualisierte Betriebsträgervereinbarung immer noch fehle, was allerdings auch Corona geschuldet sei. Sie erklärte zudem, dass es im Diakonieverein besprochen wurde, die Trägerschaft auslaufen zu lassen.

SPD/FBB Fraktionssprecher Peter Hader fragte rhetorisch, wie es weitergehen solle. Aufgrund der Haftung des Trägers werde es schwierig werden, einen Nachfolger zu finden. Was bisher kostenlos ehrenamtlich geleistet wurde, wird künftig enorme Kosten und Aufwand mit sich bringen. Hader warnte eindringlich zu handeln, denn „zwei Jahre sind schnell vorbei!“

Bürgermeister Markus Gleißenberg sah für die Beseitigung des Platzmangels nur eine Lösung – einen Neubau. Da dies jedoch mit einer langen Vorlaufzeit verbunden sei, müsse man übergangsmäßig auch den Einsatz von Containern ins Auge fassen.

Er sah es als fraglich an, wer die Trägerschaft fortführen könne, zumal es im gesamten Hammerbachtal die gleichen Probleme gibt. Pfarrerin Kathrin Klinger machte dazu den Vorschlag, dass es analog der Verwaltungsgemeinschaft eine Trägergemeinschaft als Verbund geben könne.

Zum Schluss informierte der Bürgermeister darüber, dass die Straßenbauarbeiten in der Windhofstraße vergeben wurden. Der Spielplatz „Am Eichenhain“ wurde mit neuen Schutzmatten versehen. Am Radlerrastplatz wurde die Ladestation für E-Bikes installiert, momentan ist sie aber aus technischen Gründen noch nicht in Betrieb.

Johann Dechant

Bild: In der Kinderkrippe in der Bahnhofstraße reichen die Plätze bald nicht mehr aus.

Foto: J. Dechant

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