Henfenfeld

Opernakademie: Konzertante Aufführung von Wagners „Fliegenden Holländer“

Erstmals wurde im Henfenfelder Schloss eine komplette Wagner-Oper konzertant aufgeführt. Denette Whitter verlagerte das Konzert in den Schlossinnenhof, da es sehr laut wurde – typisch Wagner. Nur vier Tage standen zur Verfügung, um die komplette Oper einzustudieren. Sänger in verschiedenen Entwicklungsphasen zeigten erfolgreich ihr Können.

Denette Whitter begrüßte die zahlreichen Gäste und erklärte, dass bei diesem Rollenstudium verschiedene Partien doppelt besetzt wurden, zumal der Part des „Holländers“ als sehr anspruchsvoll gilt. So hatte Whitter vorsorglich den Profi Thomas Gazheli engagiert, der diese Rolle schon oft auf großen Bühnen sang.

Der Schlosshof wurde zum schwankenden Schiff, als Ken Rosslau (Bass) in der Rolle des Dalands auftrat. Zur Seite stand ihm sein Steuermann Hibiki Tsuji, der „Mit Gewitter und Sturm aus fernen Land“ sang. Aufgrund eines Ausfalls hatte er die Rolle sagenhafterweise in zwei Tagen zur Bühnenreife gebracht. Denette Whitter zeigte wie gewohnt virtuoses Spiel auf dem Klavier.

Der „Fliegende Holländer“ beruht auf einer alten Sage, in der er nach dem mehrfachen Versuch das Kap der guten Hoffnung zu umschiffen, Gott verfluchte. Als Strafe musste er als Unsterblicher solange mit seinem Schiff die Ozeane befahren, bis er eine Frau fand, die ihm uneingeschränkt treu bleibt. Nur alle sieben Jahre ist ihm ein Landgang möglich. Nach genau dieser Frist trifft er auf Daland, dessen Tochter er begehrt. Bassbariton Martin Lucaß sang dazu fulminant „Die Frist ist um, abermals verstrichen sieben Jahr“. Dort trifft er auf Daland, der wegen schwerer See ebenfalls vor Anker gehen musste. Gewaltig war der Auftritt bei „Weit komm ich her“ bei dem der Holländer um die Hand von Dalands Tochter Senta wirbt. Angesichts seiner Schätze stimmt Daland zu. Nicht ahnend was dies zur Folge hat, segeln beide Schiffe in Dalands Heimat.

Neben dem „Holländer“ waren auch die Rolle der Senta und des Erik doppelt besetzt. Olga Mukhaina und Marlies Stahl faszinierten das Publikum mit ihrem dramatischem Sopran. Die Tenöre Robert Beckert und Stephan Kelm stellten kraftvoll den Jäger Erik dar.

Stimmgewaltig trug Marlies Stahl die Ballade vom „Fliegenden Holländer“ vor, dafür gab es Szenenbeifall vom Publikum. Robert Beckert als Erik wirbt verzweifelt bei „Bleib, Senta!“ um diese. Mit viel Gestik und Mimik untermauerte er sein Flehen. Senta jedoch ist entschlossen, den armen Holländer zu erlösen. Ab hier sang der Heldenbariton Thomas Gazheli den Holländer. Hier zeigte sich der Profi, der diese Rolle logischerweise ohne Notenblatt sang und zudem auch seine Schauspielkunst einbrachte. Leidenschaftlich umwarb er Senta, die nun von Olga Mukhaina dargestellt wurde. Wissend, was ihr bevorsteht, entsteht zwischen ihr und dem Holländer ein inniges Verhältnis. Als die beiden das Duett „Wie aus der Ferne längst vergang‘ner Zeiten“ sangen, war die Spannung spürbar. Eine gewaltige gesangliche Darbietung durchflutete den Schlosshof.

Erik, jetzt von Tenor Stephan Kelm in Szene gesetzt, versucht nochmals vergeblich Senta zu gewinnen, zumal sie ihm ewige Treue gelobt hat. Zum Ende bahnt sich die Tragödie an, der Holländer hat den Glauben aufgegeben, dass er erlöst wird, doch Senta gelobt ihm Treue bis in den Tod und stürzt sich in die Fluten. Augenblicklich versinkt darauf hin das Schiff des Holländers, der damit erlöst ist.

Für die fantastische Darbietung ernteten die Akteure tosenden Beifall. Von der Leiterin der Opernakademie gab es zur Erholung Kräuterbonbons für den Hals und Rosen.

Johann Dechant

Bild: Von links: Robert Beckert, Stephan Kelm, Marlies Stahl und Thomas Gazheli.
Bild: Von links: Ken Rosslau, Olga Mukhaina, Hibiki Tsuji und Martin Lucaß.

Fotos: J. Dechant

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