Henfenfeld

Opernakademie: Der Hochadel kehrt ins Schloss zurück

Erstmals gab es eine „Sommeroperette“ auf Schloss Henfenfeld. Der Grund dafür ist banal: Schon zweimal wurde „Der Graf von Luxemburg“ als Silvestergala geplant, pandemiebedingt fiel er aus.

Jetzt freute sich Denette Whitter, dass endlich die Aufführung im Schlosshof stattfinden konnte. In gewohnter Weise übernahm sie den Part am Klavier.

Als Franz Lehár die Operette komponierte, die 1909 uraufgeführt wurde, ahnte er nicht, wie lange dieses Thema aktuell bleiben würde. Als Ort wählte er Paris mit seinem Bohème-Milieu. In dem Werk wird die Geschichte des Fürsten Basilowitsch thematisiert, der sich in eine bürgerliche Sängerin verliebt. Zu dieser Zeit war es dem Hochadel strikt verboten, solche Verbindungen einzugehen. Daher kommt ihm der verarmte Graf von Luxemburg gerade recht. Doch es kommt, gerade in der Operette, zu vielen anderen Entwicklungen.

In der ersten Szene auf der Bühne geht es turbulent zu, denn Paris feiert den Karneval. Die Akteure, fantastisch verkleidet, sind ein Augenschmaus. Es wird kräftig gefeiert, als der Hauptakteur Tobias Hartnick (Tenor) als Graf René von Luxemburg in die Szene tritt. „Karneval, du allerschönste Zeit“ sang dazu das gesamte Ensemble. Köstliche Dialoge sorgten anschließend für viel Heiterkeit. Ein echter Hingucker war Dieter Doetsch (Tenor) in der Rolle des Malers Armand Brissard, der sichtlich in Juliette, dargestellt von Saki Tsuji (Sopran) verliebt ist. Das ausgelassene Leben wird mit dem Lied „Wir bummeln durchs Leben, was schert uns das Ziel“ treffend dargestellt. Dazu gehört auch das Schlemmen mit Hummer und Champagner. Herrlich kostümiert zeigte sich hier Kristina Scherer, die in einer Nebenrolle in einem schweißtreibendem Kostüm als Hummer verkleidet war und auch im Chor sang.

Sehr bürokratisch wurde es, als die Beamten Doğa Bilici und Karin B. Friedli auftauchen, sie sollen die Ehe zwischen dem Grafen und der Sängerin arrangieren. Angestiftet wurden sie dazu von Fürst Basil Basilowitsch, stimmgewaltig von Bariton Martin Lucaß dargestellt, der sich in die großartige Sängerin Angèle Didier, dargestellt von Rashelle Shifrin (Sopran), verliebt hat. Lautstark verkündete er seine Liebe „bis über beide Ohren“. Doch ein Hindernis gibt es, denn Didier ist bürgerlich, deshalb wird ein Deal zwischen dem Grafen von Luxemburg und dem Fürsten geschlossen. Für 500000 Francs soll dieser eine dreimonatige Scheinehe eingehen, damit Didier in den Adelsstand aufsteigt. Sofort wird die Heirat arrangiert, bei der sich Braut und Bräutigam nicht sehen sollen. Einzig die Hände sind sichtbar, als die Eheringe angesteckt werden. Beim Duett „Bist du`s lachendes Glück, das jetzt vorüber schwebt“ zeigen sich dennoch Anzeichen gegenseitiger Sympathie.

Im zweiten Akt ist die vereinbarte dreimonatige Frist vorbei. Aufgrund ihrer bevorstehenden Ehe mit dem Fürsten Basilowitsch gibt Angèle Didier ein Fest, mit dem sie Abschied vom Künstlerleben geben will. Pikanterweise taucht dabei auch der Graf von Luxemburg, inkognito als Baron von Reval auf. Bei „Lieber Freund, man greift nicht nach den Sternen“ weist Angèle den Grafen zurück. Der Fürst selbst gibt schließlich die Geschichte von der Scheinehe preis. Was er nicht weiß ist, dass seine eigentliche Verlobte, Gräfin Stasa Kokozow, mondän und köstlich dargestellt von Karin B. Friedli in Paris weilt und auch prompt auftaucht. Der Fürst wird somit zum einzigen Verlierer und muss Angèle freigeben. Der Graf von Luxemburg erfährt zum Schluss, dass seine beschlagnahmten Güter wieder in seinem Besitz übergehen, somit kann er mit Angèle ein sorgenfreies Leben führen.

Die Operettenaufführung war herrlich, das professionelle Auftreten der Akteure, die binnen kürzester Zeit ihre Rollen einstudiert hatten, zeigte von einem hohen Niveau. Prädikat: Absolut sehens- und hörenswert!

Weitere Aufführungstermine: Freitag, 12. August und Samstag, 13. August, jeweils um 19.30 Uhr und am Sonntag, 14. August um 17.00 Uhr. Reservierungen werden unter Tel. Nr. 09151 9087838 entgegengenommen.

Johann Dechant

Fotos: J. Dechant

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