Henfenfeld

Der Schlosshof als Konzerthaus

Klassik auf Schloss Henfenfeld ist mittlerweile Standard. Bei der Aufführung von Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ kam in der Geschichte der Opernakademie etwas Besonderes hinzu: Ein ganzes Orchester begleitete erstmals die Aufführung. Der Innenhof war eine perfekte Kulisse, zudem zeichnet er sich durch seine hervorragende Akustik aus.

Die Leiterin der Opernakademie, Denette Whitter war sichtlich begeistert über einen vollbesetzten Schlosshof, zudem war es ein optimaler Sommerabend. Sie hatte die musikalische Gesamtleitung, führte durch die Geschichte und übernahm den Part am Klavier.

Die Geschichte des Singspiels ist relativ einfach gestrickt: Piraten entführen Konstanze und Blonde und verkaufen sie auf dem Sklavenmarkt. Glücklicherweise landen sie im Serail des Bassa Selim, einem zum Islam konvertierten Christen. Belmonte und sein Bediensteter Pedrillo wollen die beiden Damen wieder heimbringen – durch eine Entführung aus dem Serail.

Jeanne Vogt dirigierte das Orchester der Volkshochschule Lauf. Tobias Hartnik übernahm die Sprechrolle als Bassa Selim, seine Auftritte zeichneten sich vor allem durch Gestik und Mimik aus. In die Rolle des Belmonte schlüpfte Tenor Tyrone Chambers. Schon bei der Arie „Hier soll ich dich denn sehen“ begeisterte er das Publikum. Richtig martialisch zeigte sich der Bass Oliver Zimmer in seiner Rolle als Osmin. Mit sonorem Gesang überzeugte er bei „Solche hergelaufne Laffen“. Als Janitscharenchor sangen alle Interpreten aus dem Hintergrund das „Singt dem großen Bassa Lieder“. Herrlichen Koloraturgesang zeigte die Sopranistin Kristina Scherer in der Rolle als Konstanze. Bei „Ach ich liebte, war so glücklich“ mimte Scherer ausdrucksvoll die leidende Gefangene. Etwas unbefangener wirkte Blonde, die von Elisabeth Margraf dargestellt wurde. Nachdem ihr Osmin recht rüde nachstellt, erklärt sie bei „Durch Zärtlichkeit und Schmeicheleien“, was sie eigentlich erwartet. Margraf wirbelte über die Bühne und beeindruckte mit feinstem Sopran. Einen Soloauftritt hatte Maximilian Vogt in der Rolle des Pedrillo, als er „Frisch zum Kampfe“ mit kraftvollem Tenor aufforderte. In einer Nebenrolle war Aleksandrina Semerdzhieva zu sehen, die als Wächterin Osmin unterstützte.

Trotz minimalem Bühnenbild und mit wenig Kostümierung war das Singspiel ein besonderes Erlebnis.

Viel Vorbereitungszeit hatten die Akteure nicht, wirkten dennoch auf der Bühne professionell. Auch das leidenschaftlich agierende Orchester zeigte ein hohes Niveau. Dirigentin Jeanne Vogt war in ihrem Element, vereinte perfekt Bühnengeschehen mit Musik.

Das Publikum geizte nicht mit Zwischenbeifall und gab abschließend tosenden Applaus mit Bravo-Rufen. Kurzes Fazit: Was für ein wunderschöner Abend!

Johann Dechant

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