Henfenfeld

Ein Opern- und Operettenabend – ganz ohne Sänger

Zu einem besonderen Opern- und Operettenabend luden Denette Whitter, Anna Balint und Jeanne Vogt in den Roten Saal des Henfenfelder Schlosses ein. Alle drei Damen haben sich der Korrepetition gewidmet, ersetzen mit ihrem Klavierspiel ein Orchester, wenn es um das Proben von Gesangsstücken geht. Whitters Credo: Man müsse beherrschen, dem Spiel eine Stimme zu geben.

Zweihändig Klavier spielen ist normal, Stücke für vier Hände gibt es auch reichlich. An diesem Sonntagnachmittag saßen gleichzeitig drei Pianistinnen am Flügel, spielten mit sechs Händen – und wie! Es war ein regelrechtes Abenteuer, denn der Platz auf der Tastatur ist bei 30 Fingern und 88 Tasten sehr begrenzt und verlangt optimale Abstimmung.

Zum Auftakt spielte das Trio die Ouvertüre aus Rossinis „Barbier von Sevilla“. Für die Zuhörer war dies ein gewaltiges Klangerlebnis, beim Spiel bebte der Saal.

Beschaulicher ging es weiter, als Jeanne Vogt und Denette Whitter Mozart vierhändig spielten. Aus der „Zauberflöte“ spielten sie „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“, das „Ein Mädchen oder Weibchen“ des Papageno und zum Schluss „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ die Arie der Königin der Nacht. Vogts Anteil war die Darstellung der Singstimme, während Denette Whitter zuverlässig begleitete. Die sehr authentische Interpretation begeisterte das Publikum.

Beim „Triumphmarsch aus Verdis „Aida“ zeigte Jeanne Vogt ihre Kunst, fulminante Klänge füllten den Saal.

Anna Balint stand ihr in nichts nach beim „Faust-Walzer“ von Franz Liszt tanzten ihre Finger über die Tastatur. Kraftvolle Passagen wechselten schlagartig zur sanften Melodie.

Für romantische Klänge sorgte Denette Whitter als sie den „Abendstern“ aus Wagners „Tannhäuser“ spielte. Die wunderschöne Klänge luden dabei die Gäste zum Träumen ein.

Nachdem Jeanne Vogt ein feuriges „Carmen Potpourri“ serviert hatte, kamen die Liebhaber der Operette auf ihre Kosten. Aus dem „Land des Lächelns“ spielte sie wohlbekannte Lieder wie „Dein ist mein ganzes Herz“. Denette Whitter widmete sich Johann Strauss (Sohn) mit einem großen Querschnitt aus der Fledermaus.

Normalerweise fliegen beim „Can Can“ aus Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ die Röcke, im Saal waren es wieder 30 Finger die einen Vorgeschmack auf die diesjährige Silvestergala gaben.

Für ihr außergewöhnliches Konzert erhielten die drei Pianistinnen tosenden Beifall, gewürzt mit zahlreichen Bravo-Rufen. Sie bedankten sich mit einer herrlichen Zugabe, der Barcarole aus Hoffmanns Erzählungen.

Johann Dechant

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