Henfenfeld

Ensemble „Stilblüten“ präsentierte Loriot in szenischer Lesung

Im Roten Saal des Henfenfelder Schlosses ist normalerweise die Musik zuhause. Das Ensemble „Stilblüten“ verwandelte ihn zur Kleinkunstbühne als sie das Loriot-Programm „Holleri du Dödl du“ zum Besten gaben.

Gastgeberin Denette Whitter bekannte bei ihrer Einleitung, dass sie nur wenig von Loriot kenne, bestenfalls „Ein Klavier, ein Klavier!“

Andreas Herden, hauptberuflich Redakteur und Schauspieler aus Leidenschaft stellte die Gruppe vor, die sich seit sieben Jahren im „Loriot-Fieber“ befindet.

Luna Mittig ist Musicaldarstellerin, Sängerin und Schauspielerin und hat ein besonders Faible als Diplom-Jodelschnepfe. Die Schauspielerin und Chansoninterpretin Tatjana Grumbach präsentierte die Rollen, die man von Evelyn Hamann kennt. Sie fährt öfter mal nach North-Cothelstone-Hall und zwar über North Thurston, Thrumpton Castle, Middle Fritham sowie Nether Addlethorpe.

Ralf Ahlborn ist Schauspieler und zeigte sein Können in den speziellen Loriot-Rollen.

Schon vom ersten Sketch „Siegfried am Donnerstag“ zeigte sich das Publikum von der Präzision begeistert. Die Sketche und Cartoons von Vicco von Bülow sind nicht gerade Schenkelklopfer, doch stets hintersinnig mit grandiosem Wortwitz. Dies zeigte sich besonders in der Tierhandlung. Minimal verkleidet lässt sich Ralf Ahlborn von Andreas Herden statt einem lebendigen Vogel eine tote Maus aufdrehen.

In schnellen Folgen wechselten die Szenen. Luna Mittig und Andreas Herden sitzen vor ihrem defekten Fernseher, köstlich der Dialog zwischen den beiden mit dem berühmten „ja, ja …“. Der Sketch endet in der lapidaren Feststellung, dass man sich von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben lasse, wann man ins Bett soll.

Brillant war die „Fernsehansagerin“ Tatjana Grumbach. Ihre Inhaltsangabe der letzten sieben Folgen einer englischen Fernsehserie war Wortkunst pur. Als sprechender Hund Bello zeigte Luna Mittig nicht nur eine perfekte Wiedergabe des Cartoons, da stimmte auch jeder noch so kleiner Ton und die Mimik.

Anschließend zeigte Ahlborn dem Publikum, wie austauschbar Parteien sind, besonders beim Fotoshooting.

Genial war das „Interview mit Vic Dorn“ mit wenigen Handgriffen verwandelte sich Ralf Ahlborn zum Monster.

Viele Sketche, absolut wirklichkeitsgetreu begeisterten das Publikum. Beim Frühstücksei, wo die Gefühle versagen, in der Badewanne mit den Herren Müller-Lüdenscheid und Dr. Klöbner samt Ente, bis hin zum Erwin Lindemann, der mit dem Papst vom „Lottogewinn“ eine Boutique auf Island eröffnet fehlte kein Highlight. Auch die berühmte Jodelschule durfte nicht fehlen, ebenso wenig wie der entspannte Herr im Sessel, der einfach „nichts“ machen will und ständig von seiner Frau genervt wird. Andreas Herden hielt eine „perfekte Politikerrede“ mit vielen Halbsätzen – ohne jeglichen Inhalt.

Mit tosendem Beifall honorierte das Publikum eine Vorstellung mit sparsamer und wohldosierter Szenerie, dafür gab es noch eine „Lesung“ als Zugabe.

Johann Dechant

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