Nach einem Jahr „schöpferischer Pause“ startete der SV Henfenfeld mit einem richtigen Kracher: Sissi Perlinger zeigte ihr Programm „Ich bleib dann mal jung“ und begeisterte damit nicht nur das weibliche Publikum.
Reinhold Heinrich, Leiter der Musik-Kultursparte, stellte die vielfach ausgezeichnete Entertainerin vor. Die „Perlingerin“ ist ausgebildete Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin, zudem ist sie Buchautorin.
Sissi Perlingers Markenzeichen ist das Leopardendesign ihrer Kleidung, was auch in Henfenfeld nicht fehlen durfte.
Gleich nach Betreten der Bühne erntet sie viel Beifall, indem sie die Männer bedauert, die für diese Veranstaltung von ihren Frauen mitgeschleppt wurden. Kleiner Seitenhieb dabei: Ein Bühnenprogramm hat einen gewaltigen Vorteil gegenüber dem Fernsehen – man kann nicht einfach wegzappen.
Anschließend beschäftigt sie sich mit einem globalen Thema: Was macht frau um jung zu bleiben? Ihre ehrliche Antwort lautet „Lügen, lügen, lügen“. Zudem ist man so alt, wie man sich macht, deshalb ihre Forderung: Schon in der Schule sollte gelehrt werden, wie man jung bliebe.
Dann greift die Perlingerin zur Gitarre, mit rockiger Stimme besingt sie ein neues Zeitalter und erntet dafür riesigen Applaus.
Als sie sich in die Rentnerin Marlene Schicklgruber verwandelt, johlt der Saal, auch wegen des Rollators – in Leopardenoptik. Die „Seniorin“ stellt fest, dass viele heutige Rentner ein Überbleibsel der aufmüpfigen 68er sind. Heftigste Angriffe auf das Zwerchfell sind ihre Ausführungen zur Ausstellung Körperwelten, bei der sie einen Bekannten von früher erkennt und feststellt: „Mei, hat sich der gut gehalten“. Waren in Schicklgrubers Jugend drei Männer ein Abenteuer, sind diese nun zweckmäßig: Einer putzt, einer kocht und einer spült ab.
Bei Perlingers musikalischen Einlagen zeigt sie ein hohes Niveau mit einem Stimmumfang über dreieinhalb Oktaven. Tänzerisch hat sie auch einiges zu bieten, ein rassiger Flamenco und ein orientalischer Bauchtanz faszinieren das Publikum. Bei Sissi Perlinger kommen auch außergewöhnliche Themen auf die Bühne, das Thema „Verhüten“ und das gespielte Einsetzen eines Diaphragmas treiben den Frauen Tränen in die Augen.
Die Kabarettistin prangert auch den Jugendwahn an und pickt sich dabei die Schauspielerin und Sängerin Cher heraus: Warum muss man sich für diesen Wahn monströs operieren lassen?
Sissi Perlinger genießt es älter zu werden – man werde dabei viel entspannter. Dann zeigt sie demonstrativ die heutige angespannte Jugend, die mit immensem Aufwand „cool“ sein wolle.
Echte Hingucker sind auch ihre Rollen als mondäne Frau von Welt und als flippige Schweizerin. Dabei empfiehlt sie: Beißt nicht ins Gras, raucht es lieber!
Riesengelächter brachte ihre „Altersheim-Casting-Show“ in den Saal, bei der sie wiederum ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellte. Viele ihrer Feststellungen hatten dabei philosophisches und sind durchaus ernst zu nehmen.
Insgesamt gesehen brachte Sissi Perlinger weit über zwei Stunden Stimmung in die Halle, wie es sie lange nicht mehr gegeben hat . Mit rhythmischen Klatschen und Johlen wurden Zugaben gefordert und blendend erfüllt. Mit einem Zitat von Marlene Dietrich verabschiedet sie sich. Auf die Frage, ob sie die Fehler ihres Lebens nochmals machen würde, antwortete diese: Ja, aber früher, damit man mehr davon hat!
Johann Dechant
