Henfenfeld

Opernakademie: Von Hass über Intrigen und Eifersucht zum Mord

Henfenfeld – „Othello“ gilt als Klassiker der Weltliteratur, stammt er doch von keinem geringerem als William Shakespeare. Giuseppe Verdi machte daraus die italienische Oper „Otello“, lange Zeit nach seiner berühmten „Aida“.

Auf Schloss Henfenfeld präsentierten nun vier Künstler das Ergebnis eines Meisterkurses, der von Ricardo Tamura und Leah Gordon geleitet wurde. Denette Whitter sorgte am Flügel für die dramatischen Klänge.

Ricardo Tamura führte das Publikum durch die Geschichte, nachdem das Werk in italienischer Sprache gesungen wurde. Er berichtete auch von der einwöchigen Vorbereitungszeit, in der die Interpreten, quasi aus dem Nichts, die Gesangsstücke einstudiert hatten.

Der italienische Tenor Maurizio Tonini stellte sich mit „Esultate“ als Otello vor. Den Jago verkörperte der südkoreanische Bariton Sinwoo Kim. Markant war sein Gesang bei „Inaffia l’ugola!“. Jago hasst Otello, nachdem dieser ihm die Beförderung zum Hauptmann verwehrt hatte. Die Rolle der Desdemona teilten sich zwei Sängerinnen. Im ersten Teil schlüpfte die brasilianische Sopranistin Nádia Zanotello in deren Rolle. Stimmgewaltig war das Duett „Già nella notte densa“ zwischen Otello und Desdemona.

Die düsteren Rachegedanken Jagos zeigten sich deutlich beim Duett „Era la notte“. Dieses anspruchsvolle Lied zwischen Otello und Jago ist aufgrund seiner Schwierigkeit bei Sängern gefürchtet. Tonini und Kim zeigten hier eine virtuose Leistung. Ein Spitzentaschentuch, einst ein Geschenk Otellos an Desdemona, nimmt eine wichtige Stelle im Werk ein, nachdem dieses bei Cassio aufgetaucht ist.

Bei „Dio ti giocondi, o sposo“ kommt es im 3. Akt zu einer schicksalhaften Begegnung zwischen Otello und Desdemona. Die Eifersucht Otellos, durch Jagos Intrigen geschürt, brandet immer mehr auf. Ab hier übernahm die Sopranistin Eva Maria Hofheinz die Rolle der Desdemona. Absolut hörenswert war das „Ave Maria“, in dem sie die Hilfe Marias „in der Stunde unseres Todes“ erfleht.

Es kommt zum tödlichen Drama, als der rasend vor Eifersucht erschienene Otello Desdemona im Bett erwürgt. Unheimlich waren dazu die düsteren Klavierklänge von Denette Whitter. Am Schluss muss Otello jedoch erkennen, welchen Intrigen er aufgesessen ist und nimmt sich selbst das Leben.

Nachdem die Oper durchkomponiert ist, gab es für das ergriffene Publikum fast keine Gelegenheit für Beifall. Dies wurde am Ende gebührend nachgeholt. Einen bitteren Beigeschmack gab es dennoch, denn auch dieses Konzert fiel durch niedrigen Besuch negativ auf.

Johann Dechant

Bild: Von links: Pianistin Denette Whitter, Bariton Sinwoo Kim, die Sopranistinnen Eva Maria Hofheinz und Nádia Zanotello, Tenor Maurizio Tonini und Kursleiter Ricardo Tamura.

Foto: J. Dechant

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