Henfenfeld

Opernakademie: Musikalischer Streifzug begeisterte Publikum

Henfenfeld – Einen vollbesetzten Saal im Schloss, das gibt es scheinbar nur bei „Vorhang auf“. Denette Whitter hatte dafür ein vielseitiges Programm zusammengestellt.

Dramatischen Barockgesang gab es zum Auftakt, als Mezzosopranistin Liang Yu die „Rachearie“ aus Händels „Giulio Cesare“ anstimmte.

Aus Mozarts „Cosi fan tutte“ sang brasilianische Sopranistin Nádia Zanotello „Come scoglio“, die Arie der Fiordiligi. Prachtvollen Koloraturgesang gab es auch bei „Per pieta“. In die Rolle der Dorabella schlüpfte Liang Yu, als sie ausdrucksvoll „Smanie implacabile“ in Szene setzte.

Der italienische Tenor Maurizio Tonini begeisterte das Publikum mit „Durch die Wälder, durch die Auen“ aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber.

Ein wahrlicher Operettenspezialist ist der Tenor Dieter Doetsch. Aus Künnekes „Vetter aus Dingsda“ sang er den Evergreen „Ich bin nur ein armer Wandergesell“. Werbung für die Silvestergala war „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“. Hier mimte Doetsch den Grafen Boni aus „Die Csárdásfürstin“. In den Publikumsreihen wippten dazu die Beine.

Einen Zeitsprung in die Moderne machte Mezzosopranistin Katharina Meissner mit dem bekannten „I will follow him“ aus „Sister Act“. Sie entführte danach gesanglich in Berge, Täler und Seen als sie die deutsche Version von „Climb ev’ry Mountain“ aus „The Sound of Music“ hymnenhaft erklingen ließ. Das Publikum würdigte den Auftritt mit Bravo-Rufen.

Fast vollkommen vergessen ist die Operette „Der Musikfeind“ von Richard Genée, dessen Geschichte sehr skurril ist. Die ukrainische Sängerin Nataliia Ulasevych sang daraus „Das ganze Leben ist Musik“. Ihr feiner Sopran sprühte dabei voller Energie, ihre Ergänzung mit Tanzeinlagen brachten tosenden Beifall ein.

Von einem italienischen Tenor kann man erwarten, dass er „O sole mio“ im Repertoire hat. Die Melodie entstand ausgerechnet in Russland, als sich Eduardo di Capua nach seiner Heimat sehnte. Maurizio Tonini zeigte sich bei diesem Lied als waschechter Italiener, der leidenschaftliche Vortrag faszinierte die Gäste.

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss, so war es auch bei diesem Konzert. Der „Frühlingsstimmenwalzer“ von Johann Strauss bildete den absoluten Höhepunkt, als er von Nataliia Ulasevych gesungen wurde. Mühelos schwebte im Lied nicht nur die Lerche in höchste Höhen, auch der Sopran erklamm diese. Bravo-Rufe waren die Quittung für eine fantastische Darbietung. Auch der Schlussbeifall zeigte, dass hier voll der Geschmack des Publikums getroffen wurde.

Johann Dechant

Fotos: J. Dechant

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