Henfenfeld

Raritäten und bekannte Arien faszinierten

Die Konzertreihe „Vorhang auf!“ ist ein Publikumsmagnet. Im Roten Saal des Henfenfelder Schlosses präsentierten internationale Künstler im vollen Saal musikalische Werke, vom Barock bis hin zur Operette.

Die Leiterin der Opernakademie Denette Whitter beschrieb den langen Weg eines Sängers, vom ersten gespielten Instrument bis hin zum großen Bühnenauftritt. Im Henfenfelder Schloss fanden sich Künstler ein, die am Anfang ihrer Karriere stehen, aber auch Profis mit langjähriger Bühnenerfahrung.

Aus Südkorea stammt die junge Mezzosopranistin Yeeun Kim. Bei „Hence, Iris, hence away“ aus Händels „Semele“ zeigte sie virtuos den zeittypischen Koloraturgesang des Barocks.

Romantische Lieder hatte die chinesische Sopranistin Lin Wang parat. Sehr erfrischend war das „Lachen und Weinen“ von Franz Schubert. Mit viel Ausdruck sang sie „Ridente la calma“ von Wolfgang Amadeus Mozart und begeisterte damit das Publikum.

Gut bekannt ist dem Henfenfelder Publikum der Frankfurter Tenor Dieter Doetsch. Er widmete sich italienischen Liedern von Francesco Paolo Tosti. Schmeichelnd und leidenschaftlich war die „Mattinata“. Die typische südländische Leichtigkeit im Gesang brachte Doetsch bei „La serenata“ zu Gehör.

Als Georges Bizet seine „Carmen“ aufführte, fiel sie beim Publikum glatt durch: Mittlerweile ist die Oper das populärste Werk des Franzosen. Die Sopranistin Ann-Kathrin Meyler schlüpfte in die Rolle der Micaëla. Bei „Je dis que rien ne m’épouvante“ überbringt sie Don José die traurige Nachricht, dass seine Mutter im Sterben liegt. Sehr sinnlich war der Gesang von Meyler, Denette Whitter unterstrich diesen mit feinem Klavierspiel, das Publikum war tief beeindruckt.

Einen brillanten Vorgeschmack auf das Silvesterkonzert gab Meyler mit „Heut könnt‘ einer sein Glück bei mir machen“ aus „Madame Pompadour“ von Leo Fall.

Ein gern gesehener Gast in Henfenfeld ist die britische Mezzosopranistin Camilla Bull. Sie verkörperte die Rolle der Nicklausse, die ständige Begleiterin von Hoffmann in Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“. Ihr „Vois, sous làrchet frémissant“ bestach neben kraftvollen Gesang auch durch ein feines Timbre. Das sie auch Koloraturen perfekt beherrscht, zeigte Bull bei „Nacqui all’affano e al pianto“ aus Rossinis „La cenerentola“ hierfür gab es Bravo-Rufe.

Der chinesische Sänger Shu Lin strebt im wahrsten Sinn nach Höherem. Als Bariton will er künftig auch im Bereich Tenor singen. Das Publikum konnte er davon überzeugen, als er mit warmer Stimme „Un furtiva lagrima“ aus Donizettis „L’Elisir d’amor“ vortrug.  Auch sein „Dal labbro il canto“ aus Guiseppe Verdis „Falstaff“ kam gut bei den Gästen an.

Als Adele zeigte sich die japanische Sopranistin Ayaka Shiba. Aus der Fledermaus von Johann Strauss sang sie die Arie „Mein Herr Marquis“ und pries ihre körperlichen Vorzüge an. Der frische Gesang und herrliches Schauspiel brachte ihr tosenden Beifall ein. Bei „Quando m’en vo“ aus Puccinis „La bohème“ zeigte sie virtuosen Gesang.

Auch die junge Sopranistin Jingyi Wang kommt aus dem Reich der Mitte. Sehr romantisch war ihr Vortrag bei „Adieu, notre petite table“ aus „Manon“ von Jules Massenet. Mit viel Ausdruck und feinem Gesang zog sie die Zuhörer in ihrem Bann.

Denette Whitter hatte wieder ihre Paraderolle am Flügel, zudem erklärte sie die einzelnen Werke.

Ein lang anhaltender Beifall war gerechter Lohn für ein fabelhaftes Konzert, von der Leiterin der Opernakademie gab es zusätzlich süße Präsente.

Johann Dechant

 

Foto: J. Dechant

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