Henfenfeld

Opernakademie: Letztes musikalisches Flehen vor der Zwangspause

Das Motto des Konzertes „Hör‘ mein Fleh’n, Gott der Liebe“ hätte auch ein Flehen für das Ende der Corona-Pandemie sein können. Vorläufig war dies das letzte Konzert auf Schloss Henfenfeld, es war auch passend für Allerheiligen.

Die Leiterin der Opernakademie, Denette Whitter, bewies mit einem vielseitigem Programm, dass Gebete in der Musik weit verbreitet sind.

Mit „Pietà, Signore“ von Alessandro Stradella eröffnete der australische Bariton James Young das Konzert. Kraftvoll und leidenschaftlich war sein Vortrag. Für die „Biblischen Lieder“ von Antonin Dvořák war er kürzlich eigens nach Prag gereist, um diese im Original, in tschechischer Sprache singen zu können.

Wenn Gebete in der Musik auftauchen, kommt man leicht zum „Ave Maria“. Die Sopranistin Andrea Spolaritsch sang jenes von Giulio Caccini, wobei es sich auf die Worte Ave und Maria beschränkte, dies aber in vielseitigen gesanglichen Varianten. Die berühmteste Version stammt aus der Feder von Franz Schubert, wobei sich dieser von einem Gedicht aus Schottland inspirieren ließ. Die Sopranistin Sandra Glatzel beeindruckte mit diesem „Ellens dritter Gesang“ zutiefst das Publikum. Auch Gioacchino Rossini komponierte ein besonderes „Ave Maria“, dieses beschränkt sich im Gesang auf die zwei Noten g und a, nur durch das Klavierspiel wirkt es komplex, dies bewiesen die Sängerinnen Glatzel und Spolaritsch, die von Denette Whitter am Flügel begleitet wurden.

Beim „Pie Jesu“ aus dem Requiem von Gabriel Fauré zeigte die Japanerin Saki Yoshida ausdrucksvollen Sopran. Wunderbar ihr „Porgi, amor“ aus Mozarts „Le nozze di Figaro“, der das Publikum faszinierte.

Die Italienerin Rafaela Fernandes besang den „Engel“ aus den „Wesendonck Lieder“ von Richard Wagner. Virtuos war ihr Gesang bei Bizets Arie „Je dis que rien ne m’èpouvante“. Bei der Arie des Bauernmädchens Micaëla aus „Carmen“ ließ sie ihren Sopran mühelos in die Höhen schweben.

Denette Whitter zeigte ihre Vielseitigkeit sowohl am Flügel, als sie Malottes „The Lord’s Prayer“ spielte, als auch mit Gesang bei „Gott, deine Kinder“ aus dem Glöckner von Notre Dame. Der Schlussapplaus für die Künstler war fast schon tragisch, da sie nun mindestens einen Monat Zwangspause hinnehmen müssen.

Johann Dechant

Foto: J. Dechant

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