Henfenfeld

Opernakademie: Eine Reise nach Italien mit Tenor und Flügel

Er erhielt an der New Yorker Met Standing Ovations für seinen Cavaradossi aus „Tosca“. Er sang den Radames aus „Aida“ in der Arena di Verona. Wie kommt ein solcher Tenor wie Ricardo Tamura nach Henfenfeld?

Der gebürtige Brasilianer gab die Antwort dazu selbst: 1995 lernte er am Opernhaus in Zürich, zu Beginn seiner Karriere, Denette Whitter kennen. Der Kosmopolit, der fünf Sprachen beherrscht, lebt seit geraumer Zeit in Nürnberg, von dort aus ist Henfenfeld nur „einen Katzensprung“ entfernt.

Das Publikum, im vollbesetzten Henfenfelder Schlosshof, wurde zu einer Reise nach Italien eingeladen. Denette Whitter begleitete nicht nur am Klavier, sondern spielte typische Lieder aus dem mediterranen Land.

Zum Auftakt besang Tamura die legendäre Seilbahn auf den Vesuv: „Funiculi, funiculà“ durchflutete strahlend den historischen Innenhof. Wunderbar schmachtender Gesang – typisch italienisch – war bei „Rondine al nido“ von Vincenzo de Crescenzo hörbar.

Am Klavier spielte Denette Whitter zuerst virtuos die „O sole mio Fantasia“ mit einer Bearbeitung von Max Oscheit. Dem folgte der berühmteste italienische Gassenhauer im Gesang. Für seine grandiose Darbietung erhielt der Tenor viele Bravo-Rufe. Das „Core n`grato“ von Salvatore Cartillo hat schon jeder berühmte Tenor gesungen, von Caruso bis zu Pavarotti. Tamura faszinierte hier das Publikum mit ausdrucksvollem Gesang.

Nach Sizilien, ins Reich der Mafia, entführte anschließend Denette Whitter, als sie die Titelmelodie aus „Der Pate“ spielte. Ein Muss bei italienischen Operngesang ist auch Verdis „La donna é mobile“. Auch hier erntete der Tenor Bravo-Rufe.

Mit viel Leidenschaft sang er das legendäre „Mamma“ eine Huldigung an alle Mütter. Nach einer Arie aus „Tosca“ zog die Pianistin nach Rom zum Fontana di Trevi-Brunnen . „Three Coins in the Fountain“ stammt vom Filmkomponisten Jule Styne, dem viele Welthits zugeschrieben werden. Nachdem auch Napoli eine musikalische Hommage erhielt, sang der Tenor ein besonderes Lied zum Abschluss. Die „Musica proibita“ von Stanislao Gastaldon war ursprünglich für eine Sopranstimme ausgelegt. Kein geringer als Enrico Caruso bewegte den Komponisten dazu, dieses Stück für einen Tenor umzuschreiben. Nach einem fantastischen Vortrag forderte das Publikum mit tosendem Beifall eine Zugabe. Dieses bekam es mit der Arie des Prinzen Kalaf aus Puccinis „Turandot“. Das „Nessun dorma“ wurde zu einem strahlendem Schlusspunkt eines wunderbaren Konzertes.

Johann Dechant

Foto: J. Dechant

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