Henfenfeld

Opernakademie: Erlesene musikalische Kostbarkeiten

„Wie schön ist das denn!“ stellte die Leiterin der Opernakademie, Denette Whitter angesichts des voll besetzten Roten Saales fest.

Den Wegfall der Corona-Auflagen nutzten viele Gäste, um ein vielseitiges Konzert zu genießen. Neun Sänger*innen aus vier Kontinenten präsentierten anspruchsvolle Musik. Denette Whitter führte durch das Programm und begleitete auf dem Flügel.

Als Vorreiter des Belcantos, des schönen Gesanges, gilt Georg Friedrich Händel. Mit der Arie des Ruggiero „Sta nell’ircana“ aus „Alcina“ eröffnete die südafrikanische Mezzosopranistin Liang Yu das Programm. Bei der Hosenrolle zeigte sie feinen barocken Koloraturgesang mit einer warmen samtigen Stimme.

Vom gleichen Komponisten präsentierte der polnische Bariton Patryk Rybarczyk „A sprone, a fren leggiero“. Kraftvoller Gesang prägte das mit vielen Koloraturen gespickte Werk.

Mozart ist der Maßstab eines jeden Sängers, stellte Whitter fest, daher ist das Musikgenie auch in jedem Programm zu finden.

In „Le nozze di Figaro“ spielt der Page Cherubino eine wichtige Rolle. Mezzosopranistin Johanna Zimmermann sang dessen bekannten Arien „Non so pium cosa son, cosa faccio“ und „Voi che sapete“. Mit prächtigem Gesang faszinierte sie dabei das Publikum.

In die Rolle des Don Ottavio schlüpfte der japanische Tenor Hibiki Tsuji. Klagend sang er „Il mio tresoro“ in dem er Donna Anna bedauert.

Diese verkörperte danach die Sopranistin Marlies Stahl. Die Verzweiflung über den Tod des ihres Vaters stellte sie bei der Arie „Crudele! Non mi dir“ mit ausdrucksvoller Mimik dar. Auch als Micaëla hinterließ sie tiefen Eindruck, als sie aus Bizets „Carmen“ die Arie „Je dis que rien ne m’épouvante“ vorzüglich darstellte.

Als eine der berühmtesten Arien der Operngeschichte gilt „Un bel di vedremo“ aus Puccinis „Madame Butterfly“. Jede namhafte Sopranistin hat diese Arie interpretiert. Auf Schloss Henfenfeld schlüpfte die brasilianische Sopranistin Nadia Zanotello in die Rolle der Cio-Cio-San. Die Sehnsucht nach der Rückkehr Pinkertons war förmlich spürbar. Das Publikum war tief beeindruckt und würdigte des Gesang mit tosendem Beifall.

Ebenbürtig ist auch die Arie „Quando m’en vo“ aus „La Bohème“. Schon das Outfit der japanischen Sopranistin Saki Tsuji fiel auf, sie verkörperte mondän die Musetta, die ein Faible für teure Accessoires hat.

Weniger bekannt ist Puccinis „Le villi“. Prächtigen Tenorgesang bot der Chinese Yichi Xu dem Publikum bei „Torna al felici di“. Die getragene, flehentliche Weise sorgte für Raunen in den Zuhörerreihen.

Für einen weiteren Höhepunkt sorgte die chinesische Sopranistin Aiyan Tie, die aus Verdis „La Traviata“ die Arie der Violetta sang. Bei „È strano, è strano“ kam leidenschaftlicher Gesang zum Vorschein. Mühelos erreichte die zierliche Sängerin die höchsten Töne, einfach fabelhaft. Die Örtlichkeit ermöglichte es auch, dass Yichi Xu als „Backgroundsänger“ vorzüglich ergänzte. Viel Beifall war hier angemessener Lohn.

Das Ehepaar Tsuji sorgte für ein fulminantes Ende des Konzerts. Hibiki präsentierte mit „Dein ist mein ganzes Herz“ von Franz Léhar offensichtlich sein neues Paradestück. Seine Gattin Saki sorgte für eine gewisse Heiterkeit, als sie bekannte „Ich bin eine anständ’ge Frau.

Zum Abschluss schallten Bravo-Rufe aus dem Publikum, begleitet von rhythmischem Beifall.

Johann Dechant

Fotos: J. Dechant

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