Henfenfeld

Opernakademie: Von den Philippinen in die Welt: Lemuel Cuento tritt am 22.Mai in Henfenfeld auf

HENFENFELD – Am Sonntag, 22. Mai, um 17 Uhr laden Tenor Lemuel Cuento und Pianistin Denette Whitter zu einem ganz persönlichen Programm unter dem Motto „Unsere Musik“ in die Opernakademie ein. Von Oper bis Jazz ist alles dabei. Der gebürtige Filipino Cuento hat bereits viele Bühnen dieser Welt gesehen – dabei gab es auch Rollen, die ihm einiges abverlangten.

 

Hong Kong, Österreich, Spanien, Brasilien, Schweiz – durch Ihren Beruf haben Sie schon fast die ganze Welt bereist. Welche Erlebnisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Lemuel Cuento: Einmal habe ich „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ in Italien gesungen – und gemerkt, dass die Italiener mit Berthold Brecht und Kurt Weill doch etwas überfordert waren. Das soll jetzt aber nicht abwertend sein! Generell war das Publikum immer sehr enthusiastisch und mit Begeisterung dabei – egal wo ich aufgetreten bin. In fast jedem europäischen Land ist ja eine Operntradition aus den Adelshäusern heraus entstanden. Und auch in Südamerika gibt es diese, als Folge der Kolonialisierung. Sogar in Thailand sind die Leute offen für die westliche Kultur und die Oper vor allem durch den Film „Anna und der König“, der ja dort spielt.

Wieso haben Sie sich für Deutschland als Ihre Heimat entschieden?

Nach meinem Studium in Wien wurde ich 2004 am Theater in Pforzheim als Solist engagiert. Sieben Jahre war ich dort. Seitdem bin ich in Deutschland „hängengeblieben“.

Sie stammen von den Philippinen. Welchen Stellenwert hat Musik dort und wie groß ist das Interesse am Operngesang?

Dort legt man sehr viel Wert auf Musik und singt unheimlich gerne, die klassische Musik ist sehr lebendig. Es haben sogar schon Filipinos in der Mailänder Scala gesungen. Im Orchester in Manila sind weltberühmte Musiker aufgetreten. Auch Musicals sind sehr beliebt. Besonders das Stück „Miss Saigon“, das die Liebesgeschichte einer jungen Vietnamesin und eines amerikanischen Soldaten während des Vietnamkrieges erzählt, hat dem Interesse noch mal einen großen Schub gegeben. Bei dessen Uraufführung in New York und London haben auch zwei Filipinos mitgesungen. Doch mit dem Ende der Diktatur war kein Geld mehr da für die Kultur. Während der Diktatur sind zwar viele schlimme Dinge passiert, aber es gab eine große Kulturlandschaft.

Wann stand für Sie fest, dass Sie das Singen zu Ihrem Beruf machen wollen?

Mit 14 Jahren habe ich einen erfolgreichen philippinischen Tenor in Manila singen gehört – da wusste ich, dass ich das später auch machen möchte. Nach der Schule nahm ich Gesangsunterricht und hatte Glück, dass ich am Konservatorium vorsingen durfte. Vielleicht hatte ich es als Tenor auch etwas leichter, weil es nicht so viele gibt. Ich habe vorher nie gesungen, aber ich mochte die Bühne sehr gerne, habe auch geschauspielert. Und meine Mutter hat in den 60er Jahren ebenfalls Musical gemacht und mich immer in die Konzerthäuser mitgenommen.

Was fasziniert Sie speziell am Genre Oper?

Einfach das Singen und dabei seinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Ich kenne die Musik von zu Hause, es gab viele alte Platten und beim Abspülen in der Küche liefen immer Operettenlieder und klassische Musik.

Gibt es andere Musikrichtungen, die Sie gerne hören?

Eigentlich nicht. Die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich auch andere Musik höre, sind im Fitnessstudio oder wenn ich auf Youtube unterwegs bin. Aber generell bin ich offen für alles.

Sie schlüpften bereits in viele Rollen, zum Beispiel in die des Don Carlos, Faust, Paganini oder Pinkerton. Welche war besonders herausfordernd und wieso?

Die schwierigste Rolle, die ich je gesungen habe, war der „Zigeunerbaron“. Es ist sehr viel zu singen, wie ein Marathon. Danach bin ich immer richtig müde. Mit der Operettenbühne Wien war ich damit auf Tournee, und weil der zweite Tenor krank wurde, habe ich 13 Nächte hintereinander gesungen, immer in einer anderen Stadt. Und weil ich durchgehalten habe, habe ich mich danach auch getraut, den Tristan in „Tristan und Isolde“ zu singen. Den hatte ich vorher nie angerührt, weil jeder sagte, das sei die schwierigste Rolle überhaupt.

Haben Sie auch eine Lieblingsrolle?

Ich liebe es, gebrochene Menschen darzustellen. Zum Beispiel die des Don Carlos, der zerrissen ist zwischen Pflicht und Liebe. Mir fällt es leichter, mich in eine Rolle einzufühlen, wenn die Person bereits eine Geschichte erlebt hat, bevor man sie auf der Bühne sieht. So wie in „Die Flede-maus“: Ich komme als Gestrafter auf die Bühne, der bereits sechs Tage lang im Gefängnis saß. Da weiß ich, wer ich bin.

Ihr Auftritt mit Denette Whitter am Sonntag steht unter dem Titel „Unsere Musik“. Welche Lieder haben Sie in Ihrem Leben geprägt?

Ich liebe Henri Duparc, aber habe es nie gewagt, seine Lieder zu singen, weil sie sehr anspruchsvoll sind. Am Sonntag werde ich zum ersten Mal vier seiner Stücke vortragen. Und ich traue mich ebenfalls zum ersten Mal an „Misero! 0 sogno“ von Mozart. Im Studium habe ich es oft geübt, aber nie öffentlich aufgeführt. Das traue ich mich nur mit Denette Whitter zusammen. Sie kennt meine Stimme sehr gut und ich nehme gerne ihre Tipps an. Insgesamt werden wir 16 oder 17 Stücke vortragen, sieben davon sind eine Premiere für mich.

Interview: MARINA GUNDEL

Die Karte für das Konzert kostet 20 Euro; ermäßigt 15 Euro. Um Reservierungen wird gebeten: Tel.: 09151/9087838 oder info@opernakademie-henfenfeld.de

Tenor Lemuel Cuento und Opernakademieleiterin Denette Whitter präsentieren am Sonntag Lieder, die sie im Leben besonders geprägt haben
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