Henfenfeld

Opernakademie: Dramatische Klänge im Schlosshof

Drei Jahre sind vergangen, seitdem wieder eine große Opernaufführung auf Schloss Henfenfeld stattfinden konnte. Doch auch jetzt stand „Don Giovanni“ wegen Corona auf Messers Schneide, erst der zweite Anlauf gelang. Dem Publikum wurde Mozarts dramatisches Werk in voller Länge gezeigt. Beide Aufführungen waren gut besucht, am Sonntag fand sie im Schlosshof statt.

Der Abschluss des Rollenstudiumkurses wurde von Regisseur und Kursleiter Oliver Kloeter vorbereitet. Die musikalische Leitung übernahm Denette Whitter, die auch durch das Programm führte und den Part am E-Piano übernahm.

Die Geschichte mit dem Libretto von Lorenzo da Ponte befasst sich mit dem Leben des Don Giovanni, der buchstäblich über Leichen geht, um sein ausschweifendes Leben mit Frauen zu führen. Doch zum Schluss siegt die Gerechtigkeit, der ermordete Komtur bestraft den Wüstling mit dem Tod.

Bei der Sonntagsaufführung mimte Kengo Nodera den Don Giovanni. Der Japaner mit seinem lyrischen Bariton zeigte sich als Hauptdarsteller sehr stimmgewaltig und beeindruckte das Publikum mit seiner Darstellungskunst. Eine weitere Hauptrolle übernahm Basssänger Felix Boege als Leporello, Don Giovannis Diener. Mit seiner gespielten scheuen Art, besonders in Verkleidung begeisterte er die Zuschauer.

In die Rolle des Komtur schlüpfte Bariton James Young. Anfangs wird er von Don Giovanni ermordet, die lang anhaltende Reglosigkeit als Statue beim Finale mimte der Australier vorzüglich. Sein sonorer Gesang, besonders in der Schlussszene, war gewaltig.

Sopranistin Kristina Scherer übernahm den Part der Donna Anna. Sie zeigte herzzerreißend das Leiden um ihren ermordeten Vater. Als Braut von Don Ottavio und ständiges Ziel von Don Giovannis Verführungskünsten zeigte sie mit herrlichem Gesang auch fabelhaftes Schauspiel. Der japanische Tenor Hibiki Tsuji stellte Don Ottavio mit viel Leidenschaft dar. Dem Publikum ist er bestens bekannt durch seinen variablen Gesang.

Die Donna Elvira, Don Giovannis verlassene Geliebte mimte Eva-Maria Hofheinz. Auch sie zeigte einen stimmgewaltigen Sopran und ein Draufgängertum bei der Begegnung mit Don Giovanni, die das beeindruckte Publikum mit Szenenbeifall belohnte.

Kleinere, aber nicht minder anspruchsvolle Rollen spielten der südkoreanische Bariton Sinwoo Kim und die japanische Sopranistin Saki Tsuji.

Als Bauer Masetto und Bäuerin Zerlina sahen sich beide mit Don Giovanni konfrontiert, der einerseits Zerlina umwirbt und andererseits Masetto sich vom Leib halten will. Hier boten beide virtuosen Gesang, auch das Schauspiel war sehenswert.

Als Statisten traten Doğa Bilici, Nádia Zanotello und Jessica Fründ auf, die am Samstag größere Rollen gespielt hatten.

Für einen besonderen Genuss sorgte nicht nur die Kulisse des Schlosses, die optimal eingebunden wurde, dazu die fabelhafte Akustik. Denette Whitter sorgte mit ihrem E-Piano für weitere Akzente, als sie dieses als Cembalo, Klavier und Orgel einsetzte.

Vom Publikum gab es neben häufigem Szenenbeifall einen tosenden Schlussapplaus mit Bravo-Rufen.

Johann Dechant

Foto: J. Dechant

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