Henfenfeld

Gemeinderat beschließt: AWO wird neuer Träger im Kindergarten

HENFENFELD – Eine ungewöhnlich große Zuhörerbeteiligung gab es bei der März-Sitzung des Henfenfelder Gemeinderates. Der Grund: In dieser stand die Vergabe der Trägerschaft des „Integrativen Hauses für Kinder“ auf der Tagesordnung. Dieses Thema interessierte nicht nur das Kindergartenpersonal, sondern auch viele Bürger.

Bürgermeister Markus Gleißenberg erläuterte eingangs des Ablaufs der Sitzung, besonders das Procedere bei der Abstimmung. Er wies besonders darauf hin, dass es in dieser Sitzung nur um die Vergabe der Trägerschaft gehe, nicht aber um weitere Aktionen mit der Bebauung auf dem Schlossareal. Als Betroffene erhielten Anne-Kathrin Preiß, die Sprecherin des Elternbeirates im Kindergarten und Sven Lederer als Leiter der Einrichtung Rederecht.

Preiß bezeichnete in ihrer Rede die Kinderbetreuung als ein sehr emotionales Thema. Als Mutter lobte sie die professionelle Betreuung durch das Kindergartenpersonal mit einem unkomplizierten Ablauf. Sie stellte auch heraus, dass es im Kindergarten unter der bisherigen Trägerschaft nie zu Schließzeiten und Notbetreuung gekommen wäre. Preiß sprach sich offen gegen eine Übernahme durch die AWO aus, da sie damit gravierende Veränderungen durch ein offenes Konzept befürchtet.

Der Leiter des Kindergartens, Sven Lederer war seit der Kündigung der Trägerschaft durch den Diakonieverein im Prozess der Trägerfindung eingebunden. Er gab offen zu, dass dieser Tag der Entscheidung für ihn sehr belastend sei. Lederer befürchtet extrem gravierende Veränderungen im Kindergartenbereich bei einer Übernahme durch die AWO. Er bekannte, dass die Leitung des Kindergartens für ihn nicht nur eine Herzensangelegenheit wäre, sondern auch eine Berufung. Er erläuterte kurz das „offene Konzept“, was die Kinder gar nicht beeinflussen können. „Henfenfeld kann es sich nicht leisten, gutes Personal zu verlieren“, stellte er fest. Zu den Belegungen stellte er fest, dass derzeit neun auswärtige Kinder in Henfenfeld den Kindergarten besuchen und es auch noch freie Kapazitäten gebe.

Bürgermeister Markus Gleißenberg bedankte sich für die sehr emotionalen Vorträge und erläuterte die Entwicklung im Kindergartenbereich seit der Kündigung des Diakonievereins im Jahr 2022, worüber bereits umfangreich berichtet wurde.

In der anschließenden Aussprache stellte der SPD/FBB-Fraktionssprecher Peter Hader fest, dass an diesem Tag die schwierigste Entscheidung seit seiner 34-jährigen Zugehörigkeit zum Gemeinderat anstehe. Er verdeutlichte auch, dass dabei nicht nur die Trägerschaft für den Kindergarten entschieden wird, sondern eine weitreichende Entscheidung für Henfenfeld gefällt werde. Hader wies auch auf die drastische Lage hin, die sich finanziell für die Gemeinde ergeben wird, ein Kindergartenneubau werde für lange Jahre eine finanzielle Belastung.

Gemeinderat Jonathan Wrensch wies auf die derzeitigen Belegungszahlen hin, nach seiner Meinung können alle Kinder einen Platz bekommen, somit wäre ein Neubau unnötig. Er plädierte für eine Trägerschaft durch den Diakonieverein mittels einer gemeinnützigen GmbH. Er wies auch darauf hin, dass es schon eine Insolvenz in einer Einrichtung der AWO gegeben hätte.

Der CSU/FWG-Fraktionssprecher Dietmar Faltermeier erklärte die Notwendigkeit, dass auf jeden Fall ein Kinderhort neu gebaut werden muss. Er erinnerte auch an die Zusage der AWO, dass diese die Belegschaft voll übernehmen werde, somit ändere sich auch an den Bezugspersonen für die Kinder nichts. Faltermeier wies bei der Trägerwahl auf die Folgen hin. Diese Wahl sei bedeutend für die Entwicklung für das ganze Dorf, nicht nur im Kindergartenbereich. Mit Hinblick auf das Bauvorhaben der AWO machte er klar, dass die älteren Bürger im Pflegefall in der Gemeinde eine Möglichkeit haben müssen, im Ort zu bleiben.

Aus dem Gremium wurde auch die Änderung für das Kindergartenpersonal angesprochen, die aber darin auch eine Chance für die Zukunft sehen sollten. Eine weitere Wortmeldung machte klar, dass man im Gemeinderat „heute alle Menschen berücksichtigen müsse, mit einem Lebensalter zwischen einem und hundert Jahren“. Gemeinderätin Anette Gundelach, die selbst 18 Jahre lang in der Vorstandschaft des Diakonievereins ehrenamtlich arbeitet, wies auf die vielen Neuerungen hin, die sich in dieser Zeit ergaben. Als ständige „Flickschusterei“ habe sich der Kindergarten erwiesen, es wurden letztlich auch immer Lösungen gefunden. Auch sie forderte, dass bei der Entscheidung alle Altersgruppen im Ort berücksichtigt werden müssen.

Gemeinderat Jonathan Wrensch stellte vor der Abstimmung den Antrag, den Tagesordnungspunkt abzusetzen. Bei der erforderlichen Abstimmung lehnten alle anderen Gremiumsmitglieder den Antrag ab.

Bürgermeister Markus Gleißenberg erklärte, dass die Wahl des Trägers in alphabetischer Reihenfolge geschehen werde. Dabei standen die AWO, das Bayerische Rote Kreuz und der Diakonieverein als gGmbH zur Wahl. Er wies auch darauf hin, dass, wenn es keine Mehrheit geben sollte, die Gemeinde die Trägerschaft übernehmen muss. Bei der ersten Abstimmung für eine Trägerschaft der AWO stimmten neun Gemeinderäte dafür, vier waren dagegen.

In einem nächsten Schritt folgen nun die Verhandlungen über die Betriebsträgerschaft zwischen der Gemeinde und der AWO. Mehrere Stimmen aus dem Gemeinderat und auch der Bürgermeister betonten, dass es nach der getroffenen Entscheidung wichtig sei, an einem Strang zu ziehen und die positive Entwicklung der Kinderbetreuung im Ort an erster Stelle steht.

Johann Dechant

Bild: Der Gemeinderat hat eine Entscheidung getroffen: Die AWO soll Träger der Kindergärten werden.

Foto: J. Dechant

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